Nebenwirkungen bei medizinischem Cannabis

Obwohl Cannabis im Allgemeinen gut verträglich ist und in der therapeutischen Anwendung normalerweise keine schwerwiegenden Nebenwirkungen hat, sind unerwünschte Effekte nicht völlig auszuschließen. Besonders bei schweren Vorerkrankungen und der Kombination mit bestimmten Medikamenten können bedeutende Wechselwirkungen auftreten.

Cannabis wirkt auf viele Organsysteme und beeinflusst Puls und Blutdruck, was bei bestehenden Herzerkrankungen erhebliche Folgen haben kann. Die auftretenden Nebenwirkungen sind dosisabhängig. Es wird empfohlen, medizinisches Cannabis schrittweise zu dosieren. Am besten beginnt man mit einer kleinen Menge, die langsam erhöht wird, um Nebenwirkungen zu minimieren.

Bisher ist kein Fall einer tödlichen Überdosierung mit Cannabis bekannt. Die möglichen Nebenwirkungen variieren individuell.

Akute Nebenwirkungen

Die Wahrnehmung von Wirkungen oder Nebenwirkungen hängt auch vom gewünschten therapeutischen Effekt ab. Bei Magersucht oder Appetitverlust kann eine appetitsteigernde Wirkung nützlich sein, während sie bei Adipositas unerwünscht wäre.

Zu den häufigsten akuten Nebenwirkungen von Cannabis zählen die psychoaktive Wirkung und einige körperliche Auswirkungen, insbesondere auf das Herz-Kreislaufsystem.

Psychische Nebenwirkungen

Zu den akuten körperlichen Nebenwirkungen von Cannabis gehören Abnahme des Tränenflusses, Rötung der Augen, Mundtrockenheit, Bewegungsstörungen, Muskelschwäche, verwaschene Sprache, erhöhte Herzfrequenz und Veränderungen des Blutdrucks, insbesondere ein Blutdruckabfall im Stehen, der Schwindel verursachen kann. Seltene Nebenwirkungen sind Übelkeit oder Kopfschmerzen. Die Beeinflussung des Herz-Kreislaufsystems führt in der Regel innerhalb weniger Tage zu einer Toleranzentwicklung.

Patienten mit Herzerkrankungen sollten vorsichtig sein, da die Blutdruckveränderungen oder eine erhöhte Herzfrequenz gesundheitliche Folgen haben können. Vorerkrankungen sollten bei der Anamnese durch einen Arzt besprochen werden.

Durch eine schrittweise Dosierung und professionelle medizinische Beratung sind physische Nebenwirkungen bei der therapeutischen Anwendung von Cannabis meist schwach ausgeprägt und für Patienten in der Regel weder störend noch gefährlich.

Langzeitnebenwirkungen

Bei andauernder Anwendung von Cannabis entwickelt sich eine Toleranz, die unerwünschte Effekte reduzieren, aber auch die therapeutische Wirkung abschwächen kann. Dies betrifft häufig die Wirkungen auf die Psyche, die Psychomotorik und das Herz-Kreislaufsystem.

Die Auswirkungen einer Langzeittherapie mit Cannabis auf das Immun- und Hormonsystem werden als gering eingeschätzt. Toleranzentwicklung und Suchtpotenzial haben bei therapeutischer Anwendung größtenteils keine Bedeutung.

Wechselwirkungen von Cannabis mit anderen Medikamenten

Mögliche Wechselwirkungen von Cannabis mit Medikamenten beruhen oft darauf, dass andere therapeutisch eingenommene Substanzen ähnliche Wirkungsmechanismen haben oder ähnlich im Körper wirken. Zudem kann eine gegenseitige Beeinflussung der Wirkung auftreten, wenn beide Substanzen auf ähnliche Weise im Körper abgebaut werden.

Cannabis ist ein Polywirkstoffgemisch, wodurch theoretisch jeder der mehreren hundert Inhaltsstoffe Wechselwirkungen hervorrufen kann. Bestimmte Medikamente, deren simultane Einnahme in jedem Fall mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden sollte, umfassen:

- Zytostatika

- Gerinnungshemmer

- Antidepressiva

- Benzodiazepine

- Betablocker

- Brechreizhemmende Medikamente

- Insulin

- Glaukommedikamente

- Neuroleptika

- Opiate

- Schlafmittel

- Theophyllin

- Medikamente zur Behandlung von Herz-Kreislaufbeschwerden

Wechselwirkungen müssen nicht unbedingt bedenkliche Konsequenzen haben, jedoch ist die Rücksprache mit dem behandelnden Arzt wichtig.

Studien zu den Interaktionspotenzialen von Cannabis mit anderen Medikamenten und den möglichen Nebenwirkungen einer Therapie sind noch nicht abgeschlossen. Der zunehmende Einsatz von medizinischem Cannabis erfordert intensivere Forschung zu Langzeittoxizität und Wechselwirkungen. Besonders hervorzuheben sind Interaktionen mit Enzymen, die am Metabolismus von THC und CBD beteiligt sind.

CYP2C9 und CYP3A4 sind körpereigene Enzyme, die für die Metabolisierung von Arzneimitteln und anderen exogenen Stoffen wichtig sind. Ketoconazol kann die THC- und CBD-Spiegel fast verdoppeln, da es das Enzym CYP3A4 hemmt. Auch Verapamil und Makrolide beeinflussen dieses Enzym, was die psychoaktive Wirkung von THC-haltigen Präparaten verstärken kann. CYP2C9-Inhibitoren wie Cotrimoxazol, Fluoxetin und Amiodaron haben ähnliche Auswirkungen. Cannabidiol kann den Abbau von Clobazam und anderen CYP2C19-Substraten hemmen.

Zu den Kontraindikationen für eine Cannabistherapie gehören Schwangerschaft, Stillzeit und eine Vorgeschichte von Psychosen oder Persönlichkeitsveränderungen. Bei Jugendlichen und älteren Patienten sollten Risiko und Nutzen der Therapie sorgfältig abgewogen werden.